Lebensmittelverpackungen und Plastikflaschen schaden häufig der Gesundheit, vor allem dann, wenn sie den Weichmacher BPA enthalten. Der Stoff greift in den Hormonhaushalt ein und beeinträchtigt insbesondere die körperliche Entwicklung von Kindern. Die Behörden sind gefordert, Verbraucher vor der gesundheitsschädlichen Chemikalie zu schützen.
Bisphenol A (BPA) steckt in vielen Kunststoffen
Seit einiger Zeit ist bekannt, dass BPA gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Organismus hat. Viele Verbraucher sind daher verunsichert. Der Weichmacher kommt bei der Herstellung von Plastikerzeugnissen zum Einsatz. Er ist in einer Vielzahl von Alltagsdingen enthalten. Ob in Babyspielzeug, Plastiktrinkflaschen, Lebensmittelverpackungen oder in Haushaltsschwämmen: BPA kann in vielen Gegenständen aus Kunststoff stecken. Selbst in einigen Zahnfüllungen haben Wissenschaftler den Stoff nachgewiesen.
Bisphenol A gelangt besonders schnell in Lebensmittel, wenn Verpackungen Wärme ausgesetzt sind. Es löst sich bei Hitze leicht aus dem Plastik und geht schnell in den Inhalt über. Darüber hinaus kann Kohlesäure aus Softdrinks die Chemikalie in der Flüssigkeit binden. Plastikflaschen, die BPA enthalten, sind nicht gekennzeichnet.
Langzeitfolgen noch nicht absehbar
Von Bisphenol A geht eine hohe Gesundheitsgefahr aus. Experten warnen auch vor möglichen, noch nicht bekannten Langzeitfolgen. Der Stoff reichert sich in Lebensmitteln an und beeinflusst den Hormonhaushalt bei Mensch und Tier. Vor allem ungeborene Babys im Mutterleib und Kleinkinder sind gefährdet. BPA hemmt in erster Linie die körperliche Entwicklung. Bei Erwachsenen kann der Stoff die Fortpflanzungsfähigkeit stark beeinträchtigen und zur Minderung der Spermienqualität führen. Darüber hinaus steht Bisphenol A im Verdacht, die Entstehung von Diabetes, Leber- und Herzkreislauferkrankungen zu begünstigen.
Noch keine unbedenkliche Alternative in Sicht
Bisphenol A wird in der Kunststoffproduktion seit den 60-Jahren eingesetzt. Der Stoff macht Plastik härter und sorgt für eine bessere Haltbarkeit. Eine gesundheitsverträgliche Alternative haben Forscher bislang noch nicht entdeckt. Als Ersatzstoff kommt derzeit die chemisch verwandte Substanz Fluoren-9-Bisphenol (BHPF) infrage. Aber auch bei dieser Chemikalie geben erste wissenschaftliche Studien Anlass zur Sorge, denn BHPF greift ebenso in den Hormonhaushalt ein.
EU-Länder ignorieren die Gefahr
Die Behörden reagieren nur zögerlich. Lobbyisten der Plastikindustrie preisen Bisphenol A in vielen Ländern noch als unbedenklich an. Jährlich landen rund vier Millionen Tonnen auf dem Weltmarkt. Seit 2011 gilt in der Europäischen Union zwar ein Verkaufsverbot von Babytrinkflaschen mit Bisphenol A, doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Laut deutschen Ministerien geht von dem Stoff kein Gesundheitsrisiko aus. Die Belastungen sollen in allen getesteten Fällen unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Nordamerikanische Behörden sehen hingegen die Sachlage kritisch. Sie bewerten mittlerweile die bedenkliche Substanz neu.
Was tun gegen BPA?
Einige Hersteller haben die schleichende Gefahr erkannt – jedoch nicht alle. Mineralwasser- oder Plastiktrinkflaschen enthalten immer noch BPA. Es lässt sich momentan nicht völlig aus unserem Alttag verbannen. BPA steckt einfach in zu vielen Produkten. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass jeder Mensch Bisphenol A dauerhaft ausgesetzt ist. Die Gefahren für die Gesundheit ließen sich reduzieren, würden Flaschenhersteller Leichtglas statt Kunststoff einsetzen.
Wenn möglich sollten Verbraucher beim Verzehr von Getränken auf Glas- oder Edelstahltrinkflaschen zurückgreifen. Das funktioniert jedoch nicht immer. Nur wer selbst zubereitete Säfte, Smoothies oder Tees in plastikfreie Behälter abfüllt, hat eine Chance, die Aufnahme des Umweltgifts zu reduzieren. Es bringt nichts, Softdrinks aus dem Supermarkt in Glas- oder Edelstahltrinkflaschen abzufüllen. BPA hat möglicherweise den Inhalt während der Lagerung kontaminiert. Ratsam ist zudem, Mehrwegglasflaschen von regionalen Anbietern zu beziehen. Die enthaltenen Getränke lassen sich dann bedenkenlos in andere Behälter einfüllen. Das kommt der Umwelt und der Gesundheit zugute.
Weitere Informationen: